Teil 3: Strukturen für einen freien Abschied
Wenn der Tod nicht länger verdrängt, sondern als Möglichkeit anerkannt wird,
braucht es klare Strukturen, die ihn zugänglich machen.
Institutionen müssten entstehen, die ähnlich wie bei einer Geburt Sicherheit,
Begleitung und Schmerzfreiheit garantieren – nur diesmal im letzten Schritt.
Der Mensch hätte dann nicht mehr das Gefühl, heimlich, allein oder gewaltsam gehen zu müssen. Stattdessen gäbe es einen offenen, anerkannten Weg: transparent, nachvollziehbar und respektvoll. Niemand müsste Angst vor Qual, Schuldzuweisungen oder juristischen Folgen haben. Es wäre die erste Entscheidung im Leben, die vollständig frei getroffen wird.
Wichtig ist: Der Entschluss wäre endgültig und nicht Gegenstand von Spielerei. Wer sich entscheidet, hat seine Überlegungen bereits abgeschlossen. Es geht nicht um Spontanität oder Druck, sondern um eine wohlüberlegte, ernste Wahl. Die Umsetzung muss deshalb klar geregelt und zugleich frei zugänglich sein – ohne moralische Schranken.
Von der Angst zur Akzeptanz
Sobald der Tod nicht länger als Makel oder Krankheit betrachtet wird, verändert sich der Blick auf das Leben selbst. Menschen würden ehrlicher mit ihren Grenzen umgehen, statt still zu leiden oder sich gesellschaftlich zu verstellen. Das bewusste Wissen um die Möglichkeit des Gehens schafft Gelassenheit im Bleiben.
So wie die Geburt den Eintritt in das Leben markiert, könnte ein selbstbestimmter Abschied den Austritt markieren – ohne Tragik, ohne Angst. Er wäre kein Ende im Sinne von Vernichtung, sondern die Rückkehr in den neutralen Ruhezustand, den jeder Mensch schon vor seiner Geburt kannte.
Mit dieser Haltung könnte Selbstbestimmung nicht nur Leiden beenden, sondern auch das Leben davor entlasten. Freiheit bedeutet, nicht gezwungen zu sein – weder zum Leben noch zum Sterben. Erst darin liegt die wahre Würde des Menschen.
Abschluss
Mit diesen drei Teilen ist die Grundlage geschaffen: Geburt, Leben und Tod gehören untrennbar zusammen – und nur die Selbstbestimmung über das eigene Ende macht das Leben wirklich vollständig. Alles Weitere hängt davon ab, ob die Gesellschaft bereit ist, diese Freiheit zuzulassen.